Sonntag, 4. Juli 2010

Tapetenträumer

Ich klebe an der Nacht, wie der Leim an der Tapete. So oder so ähnlich. Nur - auf meiner Tapete kehren die Muster immer wieder. Zwar irgendwie verfremdet, ja auch in unterschiedlichen Abständen, doch Allgemein gesehen meist recht schlicht gehalten. DAs sind keine klaren Bilder, da bleibt viel Raum zum interpretieren. Vor der Tapete befidnet sich der allgemein bekannte, ja beinahe schon klischeehaft viel zu rutschige Parkettboden. Man kann sich in ihm spiegeln. Die logische Schlussfolgerung gleicht einem Gestz: "Je besser man sich im Parkett spiegeln kann, desto leichter und auch schneller fliegt man auf die Fresse". Aber ich? Ich will mich doch spiegeln! Aber wie fast jeder Mensch habe ich nicht sonderlich Bock, auf die Fresse zu fliegen. Ich könnte jetzt die Augen verschließen, aber dann hauts mich ja trotzdem auf die Fresse. Und selbst wenn, wie ich manchmal das hoffe, das Licht ausginge, es würde bestimmt dasselbe passieren. Ich stehe jetzt schon sehr lange hier. Für viele Menschen scheint das beste Mittel, eben nicht auf die Fresse zu fliegen, einfaches Stillhalten zu sein. Einfach nicht bewegen. Aber wer sicht nicht bewegt, spürt bekanntlich seine Fesseln nicht. Auch uncool. Sehr uncool. Andererseits sicher sehr chillig für die Menschen, dies bringen. Ich versuche es auch. Aber wie ich so einfach regungslos dastehe, kommt mir auch vielmehr Zeit, mir in meinem Kopf die wildesten Träume auszumalen. Einmal zum Beispiel störe ich die Nachbarn erfolgreich beim Fernsehen. Sie werden davon abgelenkt, vollständig zu verblöden. Ein andernmal verbrenne ich die gesamte Loorberernte der angrenzenden Gartensparte, damit sich niemand darauf ausruhen kann. Diese Träume wecken die Sehnsucht. Und die Sehnsucht weckt den Drang, mich zu bewegen. Doch die Angst bleibt. Sie ist stark, sie ist hartnäckig. Neue Träume wecken neues Verlangen. Solange, bis das Verlangen stärker als jede Tugend ist. Und nun wage ich die Schritte. Und ich falle nicht. Ich klebe an der Nacht, wie der Leim an der Tapete. Und ich klebe an der Nacht, weil Tageslicht zu sehr blendet. Jetzt kann ich laufen. Nicht passiert. Bis zum nächsten Mal. Bis zur nächsten Nacht. Doch ich lächele mit der Gewissheit, dass diese Träume mich immer retten werden. Irgendiwe. So oder so ähnlich.

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