Montag, 23. Mai 2011

ungew(e)is(s)heiten.

in der welt. zählt der schein,
ich will lieber garnicht sein.
wieviel geld. zählt dein schein?
ich stell mir nur selbst ein bein.

ich will wissen wo der schuh drückt,
doch ich bin kein schuster.
sehe nur mein unglück,
und erkenne muster:

sie sagen jeder ist des glückes schmied.
ich frage mich wer das talent vergibt.

warum geht es dir gut?
warum geht es mir schlecht?
warum brennt deine glut?
wer gab dir dein schürfrecht?

was habe ich eigentlich hier verlorn?
trennt sich irgendwann die spreu vom korn?

ich versuche es zu packen.
ich pack ein. und wieder aus.
was von dem sind meine sachen?
greif ich sie auch richtig auf?

hab ich wirklich einen plan.
was bin ich? was will ich sein?
komm ich irgendwann mal an.
fühl ich mich irgendwo daheim?

ich will das glück am schopfe packen,
doch vielleicht hat es ne glatze.
und mir sitzt die angst im nacken,
dass ich es erneut verpatze.

Sonntag, 6. Februar 2011

abenteurerland ist abgebrannt.

wir waren klein und jung,
und hatten doch die größten träume,
blieben immer auf dem sprung,
und bauten häuser in die bäume.

wir waren hart im nehmen,
selbst das wetter war egal,
es gab stiefel für den regen,
und bei kälte einen schal.

an heißen tagen limonade,
aus dem kühlschrank in der küche,
morgens heiße schokolade,
und wir kannten keine flüche.

wussten nichts von geldsorgen,
weil wir nie selber welches hatten,
selten dachten wir an morgen,
und das gestern nur ein schatten.

wir konnten nicht küssen,
aber wollten so sehr,
weinten nächtelang in kissen,
unsre herzen waren schwer.

wegen eloquenten mädchen,
die wir nie erreichen konnten,
weil sie sich in unsren gärten,
mit den großen brüdern sonnten.

unser selbstvertrauen zerbrechlich,
wie die knochen alter männer,
das war trotz der rechenschwäche,
unser gemeinsamer nenner.

Montag, 24. Januar 2011

ein postnataler dialog.

"und was verrät dir ein blick in mein gehirn?", fragtest du mich.
"weiss ich nicht, philosophie hab ich nicht studiert. aber versuchen würd ichs trotzdem gern." entgegnete ich, an meiner miserablen stresskippe ziehend.
"wenn es taut, wird die oberfläche sichtbar. und wenn es taut, dann kommt die flut."
"und, was siehst du?" "hmm, da sind windräder, angetrieben von ängstlichen und verzweifelten winden..." "hmm... und was noch?" "ne wundervolle landschaft, teils idyllisch, teils brennend, teils am wiederaufbau... aber kein abschnitt gleicht dem anderen. da sind wüsten und berge, wälder und städte." "und was ist, wenn du tiefer reinschaust? ganz tief? auge in auge mit der synapse?" "da ist ein stausee, ihre pupille verdichtet sich, der informationsfluss wird geregelt... bitte, verschließ dich nicht." "ich wills versuchen, mit aller kraft." "alles ist frei verfügbar, jede information kanalisiert auf einen satz,ein wort, eine silbe, ein gefühl... wie der sand der zeit, der durch die uhr rinnt. und je mehr zeit vergeht, desto durchsichtiger wird diese uhr, und trotzdem... seh ich alles verzerrt, jedes bild verschwommen. und weiter schauen kann ich nicht." "das ist verständlich." sagtest du. und hattest wohl auch recht damit. und wir liefen weiter und redeten über alltägliches. und danach schwiegen wir, bis wir an deiner tür waren. wir verabschiedeten uns. und bevor deine tür zufiel meintest du noch: "ich bin gespannt, was du wirst sehen können, wenn der begrenzte sand durch deine uhr gelaufen ist." ... ich überlegte viel, deine tür war längst zu. "wir werden sehen. ich werde sehen. ich kann es kaum erwarten." dachte ich und sprachs nie aus. denn wir sahen uns nie wieder.

Sonntag, 23. Januar 2011

sokrates war shoppen.

in neuen frischen hosen sitze ich da,
auf dem kopf ne neue, warme mütze,
ja ich sitze, in meinem zimmer.
wo niemand sieht, wie gut ich ausseh.

mein umherschweifender blick,
fixiert sich an dem beutel des modehauses.
und ich versuche rauszufinden,
wo sich die muster wiederholen.

sie sehen wie chromosomen aus,
und sind doch nur markenzeichen.
eins so gleich wie das andere,
so wie der inhalt der beutel.

auf meinem boden rekelt sich antigone,
ein kleines gelbes heft für einzdreissig.
hat damit alles angefangen? hat es das?
wer weiss das schon. ich nicht.

Mittwoch, 19. Januar 2011

dialog mit einer schultasche.

der räuber heißt schule und er raubt meine zeit.
wenn ich dann ins bett geh steht der wecker schon bereit.

der räuber raubt nicht nur die zeit,
nein er raubt auch die zärtlichkeit.
ja sogar wenn es draußen schneit,
steht meine tasche schon bereit,
und schreit:

"was soll die ganze müdigkeit,
das einz'ge was dir übrigbleibt,
ist lernen für die lohnarbeit!
gewöhn dich an den futterneid!"

da macht sich murren in mir breit:

"was du mir sagst, ist mir egal,
verzieh dich in dein scheißregal,
und lasse mich in frieden dann,
dass ich in ruhe schlafen kann!"

"oh nein!" erwiedert meine tasche:
"du dummes schwein, du alte flasche!
bist eh zu schwach zu widerstehn,
und einfach nichtmehr hinzugehn!"

"ach hälst du mich für so beschränkt?
ein schelm, wer dabei böses denkt,
mein freier wille sagt schon nein,
nur sagt ers nicht zu meinem bein!"

"du hast dir grad das bein gestellt,
du bist zu klein für diese welt,
zu groß die angst vor der blamage,
fürs handeln fehlt dir noch courage."

"ja noch! ja noch! doch bald nichtmehr!
dann zieh ich mich aus dem verkehr!
ich bin vielleicht nochnicht bereit,
doch irgendwann ist es soweit."

sprach ich und schloss die tasche zu,
ich hatte endlich meine ruh,
und hängte sie mir um im stehn,
um danach aus dem haus zu gehn.