Montag, 24. Januar 2011

ein postnataler dialog.

"und was verrät dir ein blick in mein gehirn?", fragtest du mich.
"weiss ich nicht, philosophie hab ich nicht studiert. aber versuchen würd ichs trotzdem gern." entgegnete ich, an meiner miserablen stresskippe ziehend.
"wenn es taut, wird die oberfläche sichtbar. und wenn es taut, dann kommt die flut."
"und, was siehst du?" "hmm, da sind windräder, angetrieben von ängstlichen und verzweifelten winden..." "hmm... und was noch?" "ne wundervolle landschaft, teils idyllisch, teils brennend, teils am wiederaufbau... aber kein abschnitt gleicht dem anderen. da sind wüsten und berge, wälder und städte." "und was ist, wenn du tiefer reinschaust? ganz tief? auge in auge mit der synapse?" "da ist ein stausee, ihre pupille verdichtet sich, der informationsfluss wird geregelt... bitte, verschließ dich nicht." "ich wills versuchen, mit aller kraft." "alles ist frei verfügbar, jede information kanalisiert auf einen satz,ein wort, eine silbe, ein gefühl... wie der sand der zeit, der durch die uhr rinnt. und je mehr zeit vergeht, desto durchsichtiger wird diese uhr, und trotzdem... seh ich alles verzerrt, jedes bild verschwommen. und weiter schauen kann ich nicht." "das ist verständlich." sagtest du. und hattest wohl auch recht damit. und wir liefen weiter und redeten über alltägliches. und danach schwiegen wir, bis wir an deiner tür waren. wir verabschiedeten uns. und bevor deine tür zufiel meintest du noch: "ich bin gespannt, was du wirst sehen können, wenn der begrenzte sand durch deine uhr gelaufen ist." ... ich überlegte viel, deine tür war längst zu. "wir werden sehen. ich werde sehen. ich kann es kaum erwarten." dachte ich und sprachs nie aus. denn wir sahen uns nie wieder.

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